Koelnkontakter
Das Verzeichnis der
Kölner Popkulturszene

Höhner

Künstler

Musikstil: 1972

Ganz Deutschland ist im Olympia-Fieber, Bunt-Fernseher halten Einzug in die deutschen Wohnzimmer und in den Charts geht‘ s tierisch zu, denn Wum & Wendelin belegen Platz 1 mit „Ich wünsch‘ mir ne kleine Miezekatze“. Tierisches hatten auch die Mauenheim Singers, Rolf Lessenich, Walter Pelzer und Peter Werner vor, als sie sich zur Verstärkung Janus Fröhlich in den „Stall“ holten, um für die Einladung der KAJUJA zum herbstlichen Vorstellnachmittag mit den Proben zu beginnen.
Angeregt durch die tolle Stimmung und das pulsierende Leben im Hühnerstall – auf dem Bauernhof von Peter Werners Schwiegervater – nannte man sich fortan „Ne Höhnerhoff“.
Da sich Präsidenten und Programmgestalter gerade von Jeans und nackten Füßen im Karneval erholt hatten, konnte sie auch das federwerfende Quartett im Federvieh-Outfit nicht schocken und belohnte es gar mit Auftrittsbuchungen zu einer Traumgage von 80 Mark. Der „Höhnerhoff Rock“ hielt Einzug in die Sitzungssäle und durch die geschickte Ausnutzung von Programmlöchern kam die Band nach und nach zu rund 120 Auftritten pro Session.
Verglichen mit den ersten 8 Jahren sollten die folgenden rund 2.920 Tage weniger von namentlichen Änderungen geprägt sein, vielmehr zeichneten sich in dieser Phase die Erfolgskriterien ab, welche die Band bis zum heutigen Tage bestimmen.
Dem Wunsch vor „großem Publikum“ zu spielen, wurde mit regelmäßigen Auftritten beim „EXPRESS Sommerjux am Kölner Tanzbrunnen“ Rechnung getragen, ihre Lieder auch einem nicht-kölschen Publikum zu präsentieren kamen De Höhner bei der Berliner Funkausstellung nach und ganz, ganz wichtig – ihre Lieder sollten ankommen!
So entstanden in dieser Zeit, in der man sich weniger höhner-like – sondern als Clown – kostümierte, wahre Evergreens: Dat Hätz vun der Welt, Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche, Winke, winke, Ich ben ne Räuber und Echte Fründe.
Doch so ganz ohne „namentliche“ Änderung sollte auch diese Zeitspanne nicht enden. Peter Horn gab ’86 bekannt, dass er ’87 aussteigen wolle, und so galt es eine erneute Personalentscheidung, insbesondere auf der Frontmann-Position, zu treffen. Die Wahl fiel auf den Schlebuscher Henning Krautmacher, der bis dato nur durch die Straßenbahnlinie 4 mit Köln verbunden war. Doch sein Können als Sänger und sein Talent zur Bühnenshow konnten überzeugen und so führten „De Höhner“ eine Situation herbei, die sich vielleicht andere Kölner Bands gewünscht hätten, denn in der Session ’86/’87 standen Vorgänger Horn und Nachfolger Krautmacher gleichzeitig auf der Bühne.Obwohl Henning gerade erst die ersten Sprossen der „Höhnerleiter“ erklommen hatte, war sein Einfluss auf den bereits geplanten Longplayer „Für Dich“ schon zu spüren. Die „Pizza“ gab ihm eine „wundaba(re)“ Gelegenheit auf der Bühne seine Show zu machen. Als „Pizzabäcker“ verkörperte er, als passionierter Hobbykoch, eine Rolle, die für nachhaltige Bühnenpräsenz sorgte. Dadurch fiel vielleicht auch gar nicht so auf, dass „De Höhner“ sich nun auch von dem „De“ getrennt hatten und nicht mehr im Clownskostüm auftraten.
Als Willy Millowitsch dann im Jahre 1989 seinen 80. Geburtstag feierte, widmeten „seine Jungen“ ihm aus Dankbarkeit und enger Verbundenheit den Titel „Willy, wat wör Kölle ohne Dich“.
Ohne Günter Steinig musste die Band dann auch ab Aschermittwoch 1990 auskommen, wobei auch dieser Abschied angekündigt war, und man sich schon während der Session die Dienste von Hannes Schöner gesichert hatte. Seine Sangeskraft hatte Hannes schon bei den vorange-gangenen LP-Produktionen im Background beweisen können und sein Spiel auf der Bassgitarre gab auf der Bühne auch neue Impulse. Dieser Vollblut-Musiker sollte in den Folgejahren zudem maßgeblichen Anteil am „Höhner-Sound“ haben. Ein Ausrufezeichen setzte die Band dann im Jahre 1991, als mit dem Live-Album „Kumm loss mer fiere“ der gleichnamige neue Single-Titel erschien, der sich aufgrund des Golfkrieges mit der „Absage“ des Straßenkarnevals auseinander-setzte.
Im September `92 startete das Höhner-Quintett ins 20ste Jubiläumsjahr und das kommende, halbe Jahrzehnt sollte – aus heutiger Sicht – das Fundament für den weiteren „Erfolgsweg“ der Gruppe bilden. Mit einer „KomZert“-Reihe im, nicht nur höhner-historischen, Millowitsch Theater,
der „Höhner Weihnacht´“ und mit „Höhner Classic“ in der Kölner Philharmonie wurden Musik- und Showformate aus der Taufe gehoben, welche nachhaltig die vielen Talente und die Professionalität der Protagonisten unter Beweis stellen sollten. Steigende Popularität führte entsprechend auch dazu „gehört“ zu werden. Und um „Gehör“ baten die Höhner auch, wenn es galt gesellschaftliche und soziale Defizite offen anzusprechen. Das Engagement bei der AG Arsch Huh („Wann jeiht dr Himmel widder op“) und der ganz persönliche Einsatz für das „LoRe“ des Kölner Arbeitslosenzentrums („Alles verlore“) sind fortan „Höhner-Herzensangelegenheiten“.
Am Herzen liegt der Gruppe in dieser Zeit zudem der „Blick über den Tellerrand“: Mit dem ZDF-Seriensoundtrack „Wartesaal der Träume“ landete Höhner-Liedgut in den bundesweiten Wohn-zimmern und mit vorangegangenen Auftritten in der Türkei (Istanbul) und Irland (Cork) lieferten sie den Beweis der musikalischen „Völkerverständigung a la Höhner“.
Endgültig über dem „Tellerrand“ landete dann der Höhner- „Sultan“. Der Single-Hit „Die Karawane zieht weiter“ sollte von Sylt bis Oberammergau und darüber hinaus für Furore sorgen.
Die „Goldene Karawane“ bestimmte zwar zunächst das Geschehen, doch nicht unbemerkt blieb der Einstieg von Pete Bauchwitz, der das Quintett wieder zum Sextett machte. Mit dem Erfolg wuchs auch die Nachfrage, so dass fortan das „Höhner-Jahr“ noch weiter strukturiert und professionalisiert wurde. Als F.M. Willizil dann seinen Ausstieg für Ende `99 bekannt gab, mussten jedoch wieder eine Strukturen überdacht werden, da F.M., insbesondere mit seinen „leisen Tönen“, bleibende Höhner-Eindrücke hinterlassen hatte. Apropos Eindrücke, die hatte wohl auch Ralf „Ralle“ Rudnik hinterlassen, als er, unter Beteiligung der Höhner, bei der legendären „Trude Herr Revue“ als Gitarrist eingebunden war, und nun die Nachfolge von F.M. antreten sollte.
Der Beginn des neuen Jahrtausends galt für viele als Startschuss für Neues und rief natürlich auch die Kreativität der Band auf den Plan. In Kooperation mit Bernhard Pauls „Circus Roncalli“ entstand die „Höhner Rockin´Roncalli Show“.
Mit der „Goldenen Schallplatte“ für die „Karawane“ und einer ECHO-Nominierung im Gepäck sollte die Reise der Höhner weitergehen. Erfolg ist nicht planbar oder mit Gewalt zu erreichen, aber man kann hart daran arbeiten und das schrieben sich die Höhner auf ihre Fahne. Und auf dieser Fahne standen im Jahre 2003 zwei Worte: „Viva Colonia“!
Mit dem Abschied von Pete Bauchwitz und dem Einstieg von Jens Streifling im gleichen Jahr führte erneut ein Personalwechsel dazu, dass sich das Höhner-„Klangbild“ neu zeichnen ließ.
Der „Multi-Instrumentalist“ Streifling sollte damit dann auch teilhaben, als die Band sowohl mit der „Goldenen Stimmgabel“ als auch mit der „Krone der Volksmusik“ ausgezeichnet wurden.
Ausgezeichnet“ darf man nennen, dass die Höhner sich nicht auf ihren „verliehenen“ Lorbeeren ausruhten. Benötigte man bei „Viva Colonia“ nur zwei Worte, um beim Publikum zu punkten, bedurfte es dann fünf Worten, um eine Punktlandung auf die Nr.1 in Deutschland hinzulegen: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Ein lange gehegter Traum ging damit in Erfüllung und wurde mit Gold- und Platin-Awards belohnt.