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Kölner Popkulturszene

Gloria Theater

Veranstaltungsorte Köln und Umland

Historie

Plüsch, Porno und Party – 60 Jahre Gloria

Ein Kölsches Urgestein der Unterhaltung feiert Geburtstag

Die Geschichte des legendären Kölner Kult-Clubs startet ausgerechnet mit einer biederen Heimat-Schmonzette. Wo das Kinopublikum Mitte der 1950er-Jahre gebannt die „Verlobung am Wolfgangsee“ verfolgte, feierte die schwul-lesbische Community in den 90ern wilde Schaumpartys, bis das Wasser von den Wänden tropfte. Wenn das Gloria Theater in der Apostelnstraße im September 60. Geburtstag feiert, blickt die gute „alte Tante“ auf bewegte Zeiten zurück.


Hollywoodblockbuster und heiße Filmchen, Skandale und Liebesgeschichten, lange Nächte und kurze Tage, Standing Ovation, wilde Partys und unvergessliche Konzerte, fette Beats und leise Töne prägten den Club, der weit über die Grenzen der Domstadt hinaus Geschichte geschrieben hat.


Bei der Eröffnung am 30. November 1956 ist von dem wilden Treiben noch keine Rede. Das Gloria nimmt als 81. Kino in Köln sein Programm auf. Neben deutschen, französischen und italienischen Filmen strömen die Zuschauer in amerikanische Blockbuster wie „Manche mögen´s heiß“ mit Marilyn Monroe, „Bettgeflüster“ mit Doris Day oder „Frühstück bei Tiffany“. Allein mit dem Kultfilm, in dem Audrey Hepburn 1962 die Hauptrolle spielte, nimmt das Gloria in einer Woche 8606 Mark ein – bei Eintrittspreisen zwischen 1,80 und 3,50 Mark. Die Kölner lieben Kino und Ende der 1960er-Jahre darf es durchaus etwas heißer hergehen, denn da schwappt die Sexfilmwelle auch ins Gloria. Zunächst dominieren Aufklärungsfilme
wie Oswalt Kolles „Die Frau, das unbekannte Wesen“, danach folgen Streifen wie der „Schulmädchenreport“.

Mitte der 1970er-Jahre wird das Kinoprogramm zunehmend pornografisch. Der Deutsche Bundestag entscheidet, dass bis dahin verbotene Pornofilme gezeigt werden können. Allerdings dürfen die Kinos für die Vorführung keinen Eintritt nehmen. Also kaufen die Besucher am Kassenhäuschen, das bis heute erhalten geblieben ist, eine Schachtel Pralinen und schauen den Film dafür umsonst an. Eine Zeitzeugin, die ihr Geschäft damals direkt neben dem Gloria hatte, erinnert sich noch lebhaft an die nervösen Herren, die ihr Geld immer schon abgezählt in der Tasche hatten, damit es an der Kasse nicht so lange dauerte. Und sie kann sich auch an den einen oder anderen Notarzteinsatz im Gloria erinnern. Für manchen Besucher waren die Pornos vermutlich zu aufregend – ebenso wie der benachbarte Straßenstrich in der Kleinen Brinkgasse, die mit einer Mauer von der Umgebung getrennt war.


Zeitgleich zur Porno-Welle beginnt das große Kino-Sterben in Deutschland. Auch dem Gloria geht es wirtschaftlich schlecht. Nach schwierigen Jahren erhebt es sich Anfang der 1990er-Jahre wie Phönix aus der Asche und wird schnell zur angesagten Veranstaltungs-Location für die schwul-lesbische Community. Rainer Büchel und Stephan Dick übernehmen das Gloria. Im Gloria gibt es wilde Schaumpartys, Schlagerevents und Live-Übertragungen des Eurovision Song Contest – damals noch Grand Prix de la Chanson. Legendär ist Kölns Meat Factory: Ob Rodeo-Reiten, Gummihüpfburg oder Rollschuh-Party – im Gloria wird exzessiv gefeiert.(...) mehr auf:

-Quelle: http://gloria-theater.com/info/historie -